Chateauphonie


A.Roelofs, U.Diegelmann, R.Fühner

Schlösser erzählen Geschichten. Manche laut, manche leise-man muss ihnen nur gut zuhören.

Das Schloss, einst stolzer Palast, dann romantisch besetzte Ruine, hat viele Künstler angezogen, die ihm zuhörten-und jeder hat ihm eine andere Geschichte abgelauscht. Chateauphonie bringt einige dieser Geschichten zum klingen-und dazu ein paar neue, an diesem Ort bisher ganz un-erhörte:

Die Geschichte von Egaeus, der im Schloss seiner Väter allmählich den Verstand verliert. Die Geschichte von K.,dessen Blicken sich das Schloss hinterlistig entzieht; Eichendorffs Warnung vor Schlössern in den Lüften und ein Traum von Sigmund Freud. Eine Bemerkung Walter Benjamins über Ruinen und Ewigkeit und eine von Mark Twain über die Lügen der Fremdenführer.

Ein Percussionist, eine Posaunistin und eine Erzählerin führen durch die Räumedes Schlosses- sie spielen mit ihnen, bespielen sie. Eine Collage aus Musik und Texten bringt Vergangenheit und Gegenwart des Schlosses zum Klingen-als Chateauphonie. (Ruth Fühner)

Ein Fanfarenstoss vom Belvedersche lockt zur räumlichen und historischen Erkundung des Schlosses.

Ketten rasseln im Treppenhaus, Geister-stimmen wispern im Aufzug. Edgar Allan Poe jagt Schauer über den Rücken, Franz Kafka wehrt alle Versuche zur Annäherung an sein mysteriöses Schloss ab.

Das festliche Gepränge grosser Hofgesell-schaften und Kammerkonzerte wird beschworen, und die Geschichte der Schlossbewohner steigt aus den Tiefen der Zeit herauf.

In Chateauphonie erklingt das Echo der Vergangenheit -

transportiert in die Gegenwart einer facettenreichen Ton-Text- Montage.

mit Ruth Fühner (Lesung)
Annemarie Roelofs(Posaune, Violine)
und
Udo Diegelmann
(Marimba, Percussion)


Kleine Gebrauchsanweisung:

Chateauphonie besteht aus einer Reihe von Texten (u.a. von Edgar Allan Poe, Franz Kafka, Gaston Bachelard, Joseph von Eichendorff und Siegmund Freud) zum Thema Schloss. Sie wurden zerstückelt und neu zusammengesetzt - und zwar so, daß sich langsam eine immer wieder assoziativ unterbrochene, doch in sich fortschreitende Erzählung herausschält.

Den ausgewählten Texten ist jeweils ein atmosphärisch entsprechendes musikalisch-räumliches Motiv, eine kammermusikalische Bearbeitung aus der jeweiligen Epoche (z.B. Bach, Boice, Corelli u.a.) oder eine spezielle Komposition Roelofs und/oder Diegelmanns zugeordnet. Die unterschiedlichen Motive tauchen, variiert, immer wieder auf - so lässt sich an ihnen auch ablesen, welcher Text als nächstes wieder aufgenommen wird.

Besonders die Verwendung von Texten, die den Aufführungsort, d.h. die Schlossarchitektur oder die Geschichte des Schlosses und dessen Bewohner, direkt betreffen, in Zusammenhang mit Musik, die auf die räumlichen Bedingungen im Schloss eingeht (u.a. Musiker befinden sich an verschiedenen Plätzen im Gebäude und wechseln ihre Positionen oder Publikum und Akteure begeben sich auf eine Führung mit verschiedenen Stationen), verleiht noch größere Unmittelbarkeit und Spannung.

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